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Hans Jonas

Verantwortung für die Zukunft übernehmen.

Hans Jonas zählt zu den bekanntesten Abiturienten des HUMA. Durch seine philosophischen und religionswissenschaftlichen Arbeiten erlangte er internationale Anerkennung, und auch die Stadt Mönchengladbach würdigte ihn durch die Ehrenbürgerschaft besonders.

Seine Person und seine Ideen zum Thema Verantwortung und Umwelt prägen das HUMA heute nachhaltig:

  • Der Förderpreis der Neustiftung wird an Schülerinnen und Schüler vergeben, die durch ihr Engagement in besonderer Weise Verantwortung übernommen haben und so dem „Prinzip Verantwortung“ nachgekommen sind.
  • Jonas‘ ökologischer Imperativ, der den kategorischen Imperativ Kants um eine konkrete inhaltliche moralische Forderung – der Permanenz echten menschlichen Lebens – erweitert, ziert die Wand der Aula und ist so auch im Alltag der Schulgemeinschaft stets präsent.
  • In der Einführungsphase werden im Fach Philosophie Essays zu Zitaten von Hans Jonas geschrieben. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich so kritisch mit den Ideen Jonas‘ auseinander und hinterfragen ihre Relevanz für die Gegenwart konstruktiv.
  • Schülerinnen und Schüler nehmen regelmäßig am Bundes- und Landeswettbewerb Philosophischer Essay teil und beweisen durch Auszeichnungen, dass das HUMA weiterhin philosophisch talentierte Denkerinnen und Denker hervorbringt.
  • Themen wie Umwelt, Nachhaltigkeit und Klima werden in zahlreichen Unterrichtskontexten thematisiert, es gibt eine eigene Umwelt-AG und bereits in den Klassenräumen wird der Müll getrennt.

Hans Jonas zu Besuch am Huma 1987

Der Besuch von Hans Jonas wird in dem Buch „150 Jahre Gymnasium am Abteiberg“ (Zeugen städtischer Vergangenheit, Band 29) von Michael Bergemann und Hanspeter Stapper dargestellt:

Ein ganz besonderes Ereignis für die Schule und die gesamte Schulgemeinschaft war in dieser Phase natürlich der Besuch des ehemaligen Schülers und bedeutenden Philosophen Hans Jonas im Jahre 1987. Jonas war 1903 als Sohn jüdischer Eltern in Mönchengladbach geboren worden, hatte im Jahre 1921 am Stiftischen Humanistischen Gymnasium Abitur gemacht und war nach seinem Philosophiestudium 1933 emigriert. In den USA entwickelte er dann seine zentralen philosophischen Gedanken, u.a. sein Hauptwerk „Das Prinzip Verantwortung“, das er 1979 veröffentlichte. Anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1987 in Frankfurt weilte er in Deutschland, besuchte seine Heimatstadt und kehrte auch in seine alte Schule zurück, die seine Rückkehr mit einem Festakt in der Aula feierlich beging.

Hans Jonas bei seinem Besuch der Schule mit Schulleiterin Dr. Hellwig

Es war ein besonderer Moment, als Jonas an seine alte Schule, in seine Heimatstadt und in das Land zurückkam, aus dem er vertrieben worden war und in dem seine Mutter im Konzentrationslager ermordet wurde. Die Schulgemeinschaft begrüßte er in der Aula mit „liebe Gladbacher“ und entwickelte dann seine philosophischen Gedanken. Für die gesamte Schule und besonders für die Schülerinnen und Schüler war dies natürlich auch der Anlass, um sich mit seiner Philosophie intensiver auseinanderzusetzen. [S.44-45]

Weitere Informationen über Jonas´ Besuch am 16.10.1987 finden sich in Ralf und Roman Seidels Buch „Hans Jonas“ (Zeugen städtischer Vergangenheit, Band 15):

Und so wiederholte er [Jonas] am Abend jenes Tages die Frankfurter Dankesrede in der Aula der Schule, wenn auch nicht im gleichen Gebäude, in dem er 66 Jahre zuvor die Reifeprüfung abgelegt hatte. Zuvor wurden er und seine Frau offiziell im Rathaus Abtei empfangen, wo er sich ins Goldene Buch der Stadt eintrug.

Hans Jonas in der Aula des HUMA

Bei der Begrüßungsrede zitierte Oberbürgermeister Feldhege aus Jonas Abituraufsatz, in dem er bereits 1921 von Verantwortung und Verantwortlichkeit sprach: „Ich weiß nicht lieber Herr Professor Jonas, ob Sie sich an diese Sätze noch erinnern. (Zuruf von Professor Jonas: „Nein – sie sind mir nicht bekannt.“) Es ist schon lange her, dass Sie diese niedergeschrieben haben, und zwar am 24.01.1921 unter der Überschrift „Reifeprüfung – Deutscher Aufsatz -„. Das Thema lautet: „Wie wähle ich meine Stellung zu dem Worte Goethes: ´Du sehnst Dich weit hinauszuwandern / Bereitest Dich zu raschem Flug; / Dir selbst sei treu, und treu den anderen, / Dann ist die Enge weit genug.´“ Anschließend überreichte er ihm eine Kopie dieses Ausatzes zusammen mit Schriften über die Abtei, das Stiftische Humanistische Gymnasium, die Textilindustrie, Widerstand und Verfolgung sowie den Volksvereinsprozeß. [S.33-34]

Die Rede mit dem Titel „Technik, Freiheit und Pflicht“, die Hans Jonas sowohl anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels in der Frankfurter Paulskirche als auch am 16.10.1987 in der Aula unserer Schule hielt, ist hier als PDF-Dokument downloadbar:

Hans Jonas: Technik, Freiheit und Pflicht

Nachdenken über Jonas

Auf Grund seines Einflusses setzten sich auch viele Artikel der Festschrift, die zum 150jährigen Jubiläums des HUMA veröffentlicht wurde, mit Hans Jonas und seinen Ideen auseinander. Schüler, Lehrer und Ehemalige vermitteln ihre eigene Perspektive in ganz unterschiedlichen Textformaten. Einige kann man hier nachlesen:

Hans Jonas und das Huma

von 

Marc Breuer

Blickt man auf die Geschichte des Stiftischen Humanistischen Gymnasiums Mönchengladbach – unser Huma – zurück, so sticht Hans Jonas (1903-1993) aus der Reihe der Abiturienten hervor. Auf Grund seiner Arbeiten in Ethik, Religionsgeschichte und jüdischer Philosophie sind ihm Anerkennung und zahlreiche Ehrungen zu Teil geworden, regional (z.B. in Form der Ehrenbürgerschaft der Stadt Mönchengladbach), national (z.B. als Empfänger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels) und international (z.B. als Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences und Gastprofessor an den Universitäten Princeton und Columbia). Nimmt man das Schuljubiläum als Anlass zur Reflektion über das Selbstverständnis der Schule und der mit ihr verbundenen Personen – der Schulgemeinschaft -, dann stellt sich die Frage, welche Bedeutung Hans Jonas für diese hat oder haben sollte. Gibt es hier handfeste inhaltliche Verbindungen oder stellt Jonas‘ Abitur (1921) am Huma ein schönes, aber letztlich doch kontingentes historisches Faktum unter vielen anderen dar, aus dem keinerlei Konsequenzen für die Gegenwart und Zukunft folgen?

            Eine nüchterne Betrachtung von Festreden auf bekannte Personen des öffentlichen Lebens im Kontext von Jubiläen mag zunächst eine negative Antwort nahelegen, denn zu häufig scheinen Menschen, die auf Grund ihrer Leistungen, Arbeiten und Taten durch die Gesellschaft als Vorbilder und moralische Helden gewürdigt werden, instrumentalisiert zu werden, um das Bild einer vermeintlich goldenen Vergangenheit aufrecht zu erhalten, welches  in Wirklichkeit häufig von einer indifferenten bis desolaten Gegenwart ablenken soll. Entgegen diesem allgemeinen Verdacht denke ich, dass der Fall bei Jonas und dem Huma anders liegt, dass es eine substanzielle Verbindung zwischen beiden gibt, und es sich lohnt, diese hier aufzuzeigen.

            Um diese Verbindung zu sehen, begeben wir uns zunächst zurück zu Aristoteles und somit in die „Gründungszeit“ der abendländlichen Philosophie. In seiner Nikomachischen Ethik findet sich eine Reflexion über Solons Ausspruch, dass man keinen lebenden Menschen wirklich glücklich nennen könne, zumal man nicht wisse, unter welchen Umstände er sterben werde (und der Legende nach erkennt der für seinen Reichtum bekannte Krösus die Wahrheit dieses Satzes auf dem Scheiterhaufen). Für uns heute klingt es überraschend, wenn Aristoteles noch weiter als Solon geht und behauptet, dass auch für Tote noch nicht ganz feststeht, ob sie ein glückliches Leben hatten oder nicht. Eine Verständnisschwierigkeit hat mit dem deutschen Ausdruck „Glück“ zu tun, der neben einem günstigen Zufall vor allem subjektive Zufriedenheit bezeichnet. Das entsprechende griechische Wort Eudaimonia ist dagegen objektiv gemeint. Demnach ist ein Mensch nicht dadurch glücklich, dass er sich glücklich fühlt, sondern dadurch, dass es ihm tatsächlich gut geht, d.h. dass er wirklich gut lebt. So verstanden hängt das Glück weder vom subjektiven Gefühl noch von der persönlichen Präferenz ab und ist als objektives Wohlergehen – so Aristoteles‘ zentrale These – nur durch ein tugendhaftes Leben zu erreichen. Es ist nun genau dieses objektive Wohlergehen, das auch noch nach dem Tod betroffen sein kann und zwar durch die Handlungen der Kinder und Freunde des Verstorbenen sowie der nachfolgenden Generationen überhaupt. Hat man sich z.B. als engagierter Bürger der Polis zeitlebens für eine gerechte Gesetzgebung eingesetzt, und nach dem Tod wird der eigene Sohn Diktator, indem er die Gesetze, für die sein Vater gekämpft hat, außer Kraft setzt, so macht er diesen unglücklich, obwohl er bereits tot ist. Laut Aristoteles besteht also eine Verantwortung gegenüber den tugendhaften Leistungen der Vorfahren, die umso größer ist, je näher man diesen steht.   

            Das Nachdenken über Verantwortung stellt einen inhaltlich Bezug zu Hans Jonas her, der seinem ethischen Hauptwerk den Titel „Das Prinzip Verantwortung“ gab. Er diagnostiziert einen fundamentalen Unterschied zwischen unserer heutigen Lebenswelt und  z.B. der des Aristoteles. War das Schicksal der Menschen bisher durch einen ungleichen Kampf gegen die Elemente der Natur geprägt, hat sich das Kräfteverhältnis nun verschoben: Ausgestattet mit der Technik, die die moderne Wissenschaft ermöglicht, sind die heutigen Einwirkungsmöglichkeiten des Menschen auf die Natur von einer völlig neuen Qualität. Während für uns heute Begriffe wie „Nachhaltigkeit“, „Ökostrom“ und „grüner Punkt“ Teil des täglichen Sprachgebrauchs darstellen, gebührt Jonas das Verdienst, als einer der ersten auf die negativen Seiten immer steigender Naturbeherrschung hingewiesen zu haben: die maximale Befriedigung der Interessen und Präferenzen der aktual Lebenden gefährdet den Fortbestand der Menschheit an sich. Dagegen zeigt Jonas auf, dass jeder der heute Lebenden eine Verantwortung für den Fortbestand der Menschheit an sich trägt und fasst seine Überlegungen als Imperativ zusammen: „Handle so, dass deine Handlungen die Permanenz menschlichen Lebens auf der Erde nicht gefährdet!“ Formal nimmt Jonas dabei auf Kants berühmten kategorischen Imperativ Bezug, weicht aber erheblich davon ab, indem er den Fortbestand der Menschheit als absoluten Wert setzt. Den Hintergrund dieser Unterschiede bilden unterschiedliche Menschenbilder: Kant sieht den Menschen primär als ein rationales Wesen, dass mittels der praktischen Vernunft objektiv gültige Werte erkennen kann, sodass ein Verstoß gegen den kategorischen Imperativ letztlich schlicht als irrationales und inkonsistentes Verhalten angesehen wird. Jonas dagegen ist Zeuge davon geworden, dass das Menschenbild der Aufklärung die Rolle der Vernunft wohl zu optimistisch einschätzte und –auch wenn man sich nicht der Kritik der Frankfurter Schule anschließt, die die Formen instrumenteller Rationalität als mitursächlich wertet – das dritte Reich und den Holocaust zumindest nicht verhindern konnte. Als Jude erlebte und durchlebte Hans Jonas, was für viele bis dahin als unvorstellbar und undenkbar galt. Diese Umstände mögen dazu beigetragen haben, dass Jonas das uneingeschränkte Vertrauen der Aufklärung in die Möglichkeiten der Vernunft nicht mehr teilen konnte, sondern nun global in Betracht zieht, was für viele von uns heute  unvorstellbar und undenkbar erscheint: eine Welt ohne Menschen. Aber nicht nur in ihren Menschenbildern unterscheiden sich Kant und Jonas, auch die Charaktere könnten unterschiedlicher nicht sein: Während Kant Königsberg nie verlässt und seine Vita contemplativa mit Hilfe durchrationalisierter Tagesrituale zu optimieren sucht, wird Jonas durch die historischen Entwicklungen gezwungen, den Elfenbeinturm der akademischen Forschung zu verlassen, und sich dem Unrecht seiner Zeit entgegenzustellen. Er erkennt die Notwendigkeit sich für das als wertvoll und richtig Erkannte in der wirklichen Welt zu engagieren, und kommt dieser als politischer Schreiber in Jerusalem, als Soldat in der jüdischen Brigade der British Army und als in vielen Publikationen und Interviews unermüdlich mahnender Stimme seiner Generation nach. Diese Vita activa und die damit verbundenen Erfahrungen lassen Hans Jonas zu einem nüchtern realistischen Betrachter der menschlichen Angelegenheiten werden. Er zweifelt daran, dass die Menschen heute allein durch Einsicht in gute Gründe dazu übergehen, ihren Konsum und Lebensstil angemessen anzupassen, vielmehr hofft er, dass spätestens mit ökologischen Schäden nicht mehr zu ignorierenden Ausmaßes eine emotionale Eindringlichkeit einhergeht, die zu einem Kurswechsel führt, der dann hoffentlich noch rechtzeitig eingeleitet wird. Auch wenn in Jonas‘ Schriften und Interviews angesichts zunehmender Umweltkatastrophen gelegentlich ein pessimistischer Unterton wahrnehmbar ist, so lässt er doch keinen Zweifel daran, dass dies beim Nachkommen moralischer Forderungen keine Nachlässigkeit entschuldigt, selbst wenn ein gutes Ende nicht garantiert ist und die Unentschiedenheit des Ausgangs allein noch Hoffnung geben kann.

            Wir haben gesehen, dass der Begriff der Verantwortung im Denken von Aristoteles und Hans Jonas eine zentrale Rolle einnimmt. Durch Jonas‘ Überlegungen wird deutlich, dass wir als Menschen, die heute leben, dank unserer Möglichkeiten für zukünftige Generationen Verantwortung tragen. Durch Aristoteles‘ Überlegungen wird deutlich, dass wir als Menschen, die mit Hans Jonas in einer Schulgemeinschaft verbunden sind, eine besondere Verantwortung tragen, eine – wenn man so will – Verantwortung gegenüber vergangenen Generationen. Hans Jonas und seine Ideen und Arbeiten sind Teil der narrativen Identität des Huma, d.h. indem wir erzählen, was das Huma ist und ausmacht, um einen Teil dessen zu verdeutlichen, wer wir selbst sind und was uns ausmacht, werden wir zu Nachkommen, die mit Jonas in besonderer Weise verbunden sind, und sind für ihn und seine Leistungen verantwortlich, damit er – aristotelisch gesprochen – auch nach seinem Tod glücklich bleiben kann. Es gibt viele Möglichkeiten, wie wir dieser Verantwortung konkret gerecht werden können. Ich bin mir sicher, dass Jonas den Umstand, dass nun Schülerinnen und Schüler als Stellvertreter der Generation, die demnächst die gesellschaftlich relevanten Entscheidungen fällen wird, über seine Thesen, Texte und Problemfelder selbstständig im Unterricht und in Form von Essays kritisch nachdenken, sehr begrüßt hätte und vielleicht leistet es einen kleinen Beitrag dazu, ihn auch nach seinem Tod noch versöhnt optimistisch werden zu lassen.     

Prof. em. Dr. phil. Dr. h.c. mult. Hans Jonas

von

Franz Janßen (Q1)

 

Der wohl bekannteste Schüler des Stiftischen Humanistischen Gymnasiums war der Philosoph und Religionswissenschaftler Hans Jonas, der in der Zeit des Ersten Weltkriegs das Huma besuchte. Als bedeutendstes Werk des Mönchengladbacher Vor- und Querdenkers wird die philosophische Abhandlung „Das Prinzip Verantwortung“ gesehen.

Schon zu Lebzeiten errang Jonas den Ruf eines großen Philosophen. Seine Arbeiten waren inhaltlich umstritten, erreichten aber dennoch die uneingeschränkte Hochachtung der Fachleute. In der Philosophie ist das fast einmalig[1]. Weltweit wurde er geschätzt und geachtet, was auch die Reihe seiner Ehrungen belegt:

Neben dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1987)[2] wurde der Mönchengladbacher Ehrenbürger[3] auch mit dem Großen Bundesverdienstkreuz und dem Verdienstkreuz des Landes NRW ausgezeichnet. Außerdem wurde ihm der Dr.-Leopold-Lucas-Preis der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen[4] verliehen. Darüber hinaus erhielt er eine große Anzahl von Ehrendoktortiteln namhafter Universitäten, sowohl der Vereinigten Staaten als auch Deutschlands[5].

Am 10. Mai 1903 wurde Hans Jonas in Mönchengladbach als Sohn jüdischer Eltern geboren. Sein Vater besaß eine Textilfabrik und war Vorsitzender der Deutschen Juden Gladbach-Rheydt-Odenkirchen. [6] In der Mozartstraße (Hausnr. 9)[7] wuchs der schon damals vielseitig begabte[8] Junge auf und „trottete“[9] jeden Morgen zum Gymnasium am Abteiberg –gemäß seiner eigenen Aussage oft mit großer Verspätung[10].

Schon am Huma fiel Hans Jonas auf, nicht nur wegen seiner Begabung: Er stellte sich gegen das Freund-Feind-Denken, das sich damals im Zuge des Krieges auch an den Schulen etabliert hatte[11]. Beispielhaft erzählt er in seinen Erinnerungen von einer Situation aus dem Unterricht, als der Lateinlehrer Ernst Brasse wie vor jeder Unterrichtsstunde fragte, was es neues vom Kriegsschauplatz gebe. Ein Schüler berichtete, es sei gelungen, im Kanal einen britischen Truppentransporter abzuschießen und Brasse kommentierte: „[J]a, sehr gute Nachricht, hoffentlich sind recht viele ertrunken.“ Jonas erzählte später: „In diesem Moment regte sich etwas in mir. Ohne nachzudenken, zeigte ich auf […] und stotterte: ‚Darf man das denn eigentlich wünschen?‘“ Nach kurzem Zögern erwiderte der Lehrer leicht süffisant: „Ach so, du meinst, das wäre nicht christlich?“ (Jonas war zu diesem Zeitpunkt der einzige Jude in der Klasse.) Nachdem Hans Jonas verbesserte, es sei nicht menschlich, den Tod anderer zu wünschen, errötete der Lehrer.[12]

Ein Pazifist war der spätere Philosoph aber keineswegs: In einer Zeit, in der ein unterschwelliger, von ihm selbst später als harmlos bezeichneter[13] Antisemitismus fest zum Alltag gehörte, entwickelte er früh eine Art Minderheitsbewusstsein. Daraus wurde bald etwas, das er als „Abwehrstolz“[14] bezeichnete, dazu kam das vom Vater geerbte, jähzornige Temperament. So erntete Jonas, eigentlich der Kleinste und Schwächste in der Klasse bald allseitigen Respekt. Ein Mitschüler warnte: „Seid vorsichtig mit dem Hans Jonas! Wenn ihr den kränkt, haut der gleich los!“[15]

1921 legte Jonas am Huma seine Reifeprüfung ab. Sein Abituraufsatz in Deutsch war eine Abhandlung über ein Zitat Goethes – auf einem für sein Alter erstaunlich hohen, philosophischen Niveau, wie die Rheinische Post beurteilte: „Schon der Abiturient war ein Philosoph“.[16] So war dann auch der Weg zum Studium geebnet: Philosophie in Freiburg, Berlin und Heidelberg. 1930 erlangte er mit seiner Promotionsarbeit zum Thema „Gnosis“ summa cum laude[17] den Doktortitel[18].

Aus Sorge vor dem wachsenden Antisemitismus emigrierte er wenig später, im Jahre der Machtergreifung Adolf Hitlers, nach England, und 1935 nach Palästina. Dort wurde er Dozent an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Während seiner Abwesenheit, im Jahre 1938, starb der Vater eines natürlichen Todes, die Mutter wurde im Zuge der Judenvernichtung im Konzentrationslager Auschwitz ermordet[19]. Als der Zweiten Weltkrieg ausbrach, trat er, um bei der Befreiung seines Heimatlandes von der Diktatur der Nationalsozialisten helfen zu können, in die britische Armee ein. So kämpfte Jonas die letzten fünf Jahre des Krieges gegen Deutschland. Auch am israelischen Befreiungskrieg beteiligte er sich (1948), und zwar auf der Seite Israels.

1949 schließlich zog es ihn nach Kanada, wo er Professor an der McGill University in Montreal wurde. Seine Professuren in Ottawa an der Carleton University und in New York an der New School for Social Research folgten wenige Jahre später. Im Jahre 1976 emeritierte er, gab also seine Professuren auf, um 1979 sein zentrales Werk, „Das Prinzip Verantwortung“, zu veröffentlichen. Damit hatte Hans Jonas den Höhepunkt seiner Laufbahn erreicht. Die folgende Zeit beschreibt Dr. phil. Rachel Salamander, aus deren langjährigen Gesprächen mit dem Philosophen das Buch „Erinnerungen“ hervorging, wie folgt: „Er wurde ein Medienstar, der jeder Konferenz über die Zukunft der Welt erst die eigentliche Attraktion verschaffte; man riß sich um Interviewtermine mit ihm, und keine katholische oder evangelische Akademie wollte ohne sein Erscheinen die Programme der achtziger Jahre bestreiten.“[20]

In der Öffentlichkeit wurde es irgendwann still um den gebürtigen Gladbacher. Dafür besuchte er 1987 noch einmal seine frühere Schule, das Huma. Am 16.10. wurde er mit einem Festakt in der Aula begrüßt[21]. Nach einigen formellen Grußworten, die die Rektorin Hellwig zum allgemeinen Vergnügen auf Lateinisch sagte, kämpfte sich Hans Jonas durch die mit 500 Besuchern aller Altersgruppen völlig überfüllte Aula nach vorn zur Bühne. Ohne jeden künstlichen Pathos begann er in seiner natürlichen Art: „Ehm – Liebe Gladbacher…“[22] Der ehemalige Schüler zeigte sich „etwas überwältigt“[23] von dem Empfang und sprach über Technik, Freiheit und Pflicht. Später plauderte auch über seine eigene Schulzeit: „Es wurde gepaukt und gebüffelt, ohne dass man manchmal wusste, wozu es nützte, wie es wohl heute auch noch ist. Es stellte sich erst später heraus, was man damit gewonnen hatte.“[24]

Im Februar 1993 schließlich verstarb Hans Jonas im stolzen Alter von fast 90 Jahren in seinem Haus in New Rochelle bei New York an den Folgen einer Grippe. Er hinterließ seine Ehefrau Lore Jonas[25].

Ein „Star in Sachen zeitgenössischer Ethik“[26], das war Hans Jonas. Hier einige weitere Stimmen über ihn:

  • „Wenn das Sich-Wundern der Anfang aller Philosophie ist, wie die Alten sagten, so war dies bei meinem Mann sehr ausgeprägt.“[27]
  • „Er besaß eine große humanistische Bildung“[28]
  • „Ein freundlicher Herr, ganz Gelehrter alter Schule“[29]
  • „Hans Jonas hat mit seinem Mythos dem verhallten Schrei seiner in Auschwitz ermordeten Mutter Echo gegeben.“[30]
  • „Dem stillen, festen Mann Hans Jonas lagen das Pathos, die rhetorischen Bauteile nicht.“[31]
  • „Schonungsloser Mahner“[32]
  • „Auch ein halbes Jahrhundert Emigration und Schreiben und Lehren in fremden Sprachen vermochten seinem Deutsch nichts anzuhaben. Im Gegenteil, er hatte in seiner leicht rheinisch gefärbten Diktion ein Stück Deutschland bewahrt, das heute kaum mehr anzutreffen ist.“[33]

 

Fußnoten:

[1] Franz Josef Wetz – „Hans Jonas zur Einführung“, 1994, Vorwort (S. 7-13), Stadtbibliothek Mönchengladbach: Lbq 59 Wetz

[2] A.a.O.

[3] Der Oberbürgermeister der Stadt Mönchengladbach (Hrsg.) – Mönchengladbacher Manuskripte Nr. 10 – 04/90, 1990 Mönchengladbach, Einbandrückseite

[4] Vgl. Kopie eines Nachrufes aus dem Munzinger-Archiv/Internat.Biograph. Archives, 17/93, aus „Materialien zu Leben und Werk Hans Jonas. Presse-Artikel, Reden, Biogramme, Bibliographien“, Stadtbibliothek Mönchengladbach, Lbq3 Jona (Mediennr.: 52 02032 8)

[5] In Deutschland u. a. von der Universität Marburg und Freien Universiät Berlin. Quelle: Dietrich Böhler (Hrsg.) – „Hans Jonas – Leben, Wissenschaft, Verantwortung. Ausgewählte Texte“, Reclam, Nachwort (ab S. 235)

[6] Vgl. Kopie eines Nachrufes, Munzinger-Archiv/Internat.Biograph. Archives, 17/93, aus den „Materialien zu Leben und Werk Hans Jonas“

[7] Sophia Willems – „[…] Nun sagt Friedenspreisträger zu“ (Teil des Titels nicht lesbar), Westdeutsche Zeitung, 30.05.1987, Kopie in „Materialien zu Leben und Werk Hans Jonas.“

[8] Nach Einschätzung seiner Mitschüler, aus: Der Oberbürgermeister der Stadt Mönchengladbach (Hrsg.), Hans Hermann Henrix (Verfasser) – „Auschwitz und Gottes Selbstbegrenzung. Eine Würdigung des Gottesverständnisses bei Hans Jonas“, aus den Mönchengladbacher Manuskripten, Nr. 6 – 7/89, 1989, Mönchengladbach, S. 3

[9] Jonas, Rede 1987 am Huma, zitiert nach (swi) – „Jonas: ‚Liebe Gladbacher!‘“, Westdeutsche Zeitung, 19.10.1987

[10] Vgl. a.a.O.

[11] Siehe Kapitel über das Huma und seine Schüler zur Zeit des Ersten Weltkriegs

[12] Vgl. Christian Wiese (Hrsg.), Hans Jonas – „Erinnerungen“, nach Gesprächen mit Rachel Salamander, Frankfurt am Main und Leipzig, 2003, S. 48f.

[13] Radiointerview von Wolf Scheller mit Hans Jonas, WDR III, Hörfunk „Forum West“, Samstag, 30.12.1989, 17.00 – 17.30 Uhr, aufgezeichnet am 10.11. in New Rochelle bei New York, abgedruckt in: Oberbürgermeister Mönchengladbach (Hrsg.) –  Mönchengladbacher Manuskripte Nr. 10 – 04/90,

[14] A.a.O.

[15] A.a.O.

[16] Dirk Richerdt – „Schon der Abiturient war ein Philosoph“, Rheinische Post, 30.05.1987

[17] Wörtlich: „Mit viel Lob“, entspricht der Wertung „sehr gut“

[18] Vgl. aus den Mönchengladbacher Manuskripten Nr. 2 – 12/87, 1987, Mönchengladbach, kopierter Lebenslauf in den „Materialien zu Leben und Werk Hans Jonas“, Stadtbibliothek Mönchengladbach

[19] Vgl. Kopie eines Nachrufes, Munzinger-Archiv/Internat.Biograph. Archives, 17/93, aus den „Materialien zu Leben und Werk Hans Jonas“

[20] Wiese (Hrsg.), Jonas – „Erinnerungen“, aus dem Vorwort von Rachel Salamander, S. 11

[21] Vgl. (swi) – „Jonas: ‚Liebe Gladbacher!‘“

[22] Zitat Jonas, a.a.O.

[23] Zitat Jonas, a.a.O.

[24] Zitat Jonas, a.a.O.

[25] Vgl. Kopie eines Nachrufes aus dem Munzinger-Archiv/Internat.Biograph. Archives, 17/93, aus „Materialien zu Leben und Werk Hans Jonas“

[26] Ludwig Holster – „Im Zweifelsfalle fürs Schlimmere“, Zeitungsartikel, genauer Quelle unbekannt, aus „Materialien zu Leben und Werk Hans Jonas“, Stadtbibliothek unbekannt

[27] Lore Jonas im Vorwort zu Wiese (Hrsg.), Jonas – „Erinnerungen“, S. 7

[28] A.a.O.

[29] Holster – „Im Zweifelsfalle fürs Schlimmere“

[30] Oberbürgermeister Mönchengladbach (Hrsg.), Henrix (Verfasser) – Mönchengladbacher Manuskripte, Nr. 6 – 7/89, 1989, Mönchengladbach

[31] Helmut Möller – „Wer Verantwortung haben kann, der hat sie“, Rheinische Post, 6. Februar 1993

[32] Westdeutsche Zeitung Mönchengladbach – „Schonungsloser Mahner“, 17. Nov. 1889, keine Autorenangabe

[33] Rachel Salamander im Vorwort zu Wiese (Hrsg.), Jonas – „Erinnerungen“, S. 12

Zukunft, Umwelt und Verantwortung

Ein Essay

von

Alexandra Wende (EF)

„Vielleicht ist der Mensch ohne ernsthafte Warnschüsse und schon sehr schmerzhafte Reaktionen der gepeinigten Natur nicht zur Vernunft zu bringen. Es könnte sein, dass es schon ziemlich schlimmkommen muss, damit man aus dem Rausch immer wachsender Bedürfnisse und ihrer unbegrenzten Befriedigung wieder zurückkehrt zu einem Niveau, das mit dem Fortbestand der dafür nötigen Umwelt verträglich ist.“

Hans Jonas

Liegt Jonas mit dieser allgemeinen Einschätzung der Menschheit richtig? Zunächst einmal muss man meiner Meinung nach die Bedürfnisse und deren Befriedigung, die die Menschen früher hatten, mit den heutigen vergleichen. Dabei stellt man fest, dass sich der Mensch früher in seinem Lebensstil nach der Natur gerichtet hat, beispielsweise nach den Tages- und Jahreszeiten. Er war auf die Natur angewiesen und lebte in Einfachheit. Daher war das Verhältnis zwischen den menschlichen Bedürfnissen, deren Befriedigung und dem Fortbestand der Natur ausgeglichen. Heute sieht unser Lebensstil ganz anders aus: Wir entwickeln Techniken und Methoden, die uns von der Natur unabhängig machen und leben überhaupt nicht derartig ausgeglichen. Diese heutzutage herrschende Unabhängigkeit ist allerdings ausschließlich auf einen großen technischen Fortschritt zurückzuführen. Durch diesen unermüdlichen Progress steigen unsere Bedürfnisse immer weiter an, so dass immer mehr Fortschritt und mehr Innovation für deren Befriedigung benötigt wird. Jedoch kann dieser Fortschritt nicht einfach für schlecht befunden werden, ganz im Gegenteil, er bringt uns viele Vorteile und ist ein Hauptmerkmal unserer heutigen Kultur und Gesellschaft. Dennoch zeigt ein Vergleich der Bedürfnisse, dass wir heutzutage viel weniger auf die Natur achten und, in einem gewissen Maße, auch weniger darauf achten müssen. Durch diese Missachtung der Natur kommt es dazu, dass wir nur auf sie aufmerksam werden, wenn es gravierende Probleme gibt, die uns selbst auch betreffen. Als ein solches gravierendes Problem, von Jonas als Warnschüsse und schmerzhafte Reaktionen der Natur bezeichnet, ist momentan beispielsweise der allgemeine Klimawandel mit all seinen Auswirkungen anzusehen. Nun erkennen wir nach und nach, durch immer weitere noch schlimmere Warnschüsse, unsere Verantwortung gegenüber der Natur und die Tatsache, dass wir daher unser Verhalten verändern müssen.

Doch ist es wirklich so, dass wir uns ohne diese Warnschüsse überhaupt nicht unserer Verantwortung bewusst sind? Ich denke, es besteht schon ein gewisses Grundverantwortungsgefühl, jedoch denken wir, durch die individuelle Veränderung unseres Verhaltens nichts erreichen zu können, da immerhin neben uns selbst noch rund sieben Milliarden andere Menschen auf diesem Planeten leben. Wenn ein einziger dieser Menschen seine Verantwortung gegenüber der Natur auf sein Verhalten überträgt, bewirkt er damit global gesehen nicht viel. Dann denken wir uns, es sei sinnlos, und wir kehren zu unserem alten Verhalten zurück, beziehungsweise verändern dieses erst überhaupt nicht. Das Problem dabei entsteht, wenn jeder Mensch allein auf diese Weise darüber nachdenkt: Denn dann ändert sich, so platt es sich auch anhören mag, gar nichts. Daher werden allgemeine Organisationen, Aufrufe und Planungen benötigt, die an alle Menschen, Völker, Länder und Kontinente übergreifend, appellieren, unsere Verantwortung gegenüber der Natur zu erkennen und unser Verhalten dementsprechend anzupassen. Bei einer solchen Zusammenschließung von Menschen, die etwas verändern sollen und wollen, sieht man als Individuum zwar nicht den persönlichen individuellen Erfolg, aber man kann den gesamten großen Erfolg als Ergebnis ansehen, das zumindest teilweise auf das eigene Verhalten zurückzuführen ist.

Zu solchen Zusammenschlüssen kommt es allerdings bedauerlicherweise erst dann, wenn der Zustand bereits als äußerst kritisch eingestuft wird. Man sieht also, dass solche Maßnahmen generell schon viel früher ergriffen werden müssen und hätten ergriffen werden müssen. Vermutlich wäre es dann gar nicht erst so weit gekommen, dass heutzutage ein derartig schlechter Zustand der Natur vorzufinden ist, was aber ja wiederum nicht als notwendig empfunden wurde, da der Ausgleich zwischen Bedürfnissen, deren Befriedigung und dem Fortbestand der Natur damals auch ohne diese Maßnahmen gut funktioniert hat. Man sieht also, es ist entgegen die Behauptungen anderer Menschen, die sich mit dem Thema der Verantwortung auseinandergesetzt haben, schwer, zu sagen, die Menschen hätten sich früher anders verhalten müssen und die vorigen Generationen seien Schuld an der heutigen Situation, da man die Bedingungen von damals und heute, unter denen über mögliche Maßnahmen für die Erhaltung der Natur entschieden wurde, beziehungsweise wird, überhaupt nicht vergleichen kann. Eine solche Schuldzuweisung ist allerdings auch völlig irrelevant für unser derzeitiges Verhalten, da sie niemanden in dem Kampf für das Erhalten der Natur weiterbringt. Denn trotzdem sind wir jetzt, genau in diesem Moment, in einer Situation, in der wir handeln müssen und nicht einfach abwarten können, was noch geschieht.

Meines Erachtens sind wir, die heutige Generation, dafür verantwortlich, dass auch weitere Generationen noch auf unserem Planeten leben können, vollkommen egal, was die Menschen vor uns gemacht haben, oder, was die Menschen, die nach uns auf dem von uns erhaltenen Planeten leben, machen werden. Es ist also klar, dass wir den von Jonas formulierten Ausgleich erreichen müssen, die Frage bleibt nur, wie dies durchgesetzt werden soll. Selbstverständlich kann man weitere weltweite Organisationen und Aufrufe unternehmen, jedoch bleibt das Problem bestehen, dass unsere heutige Gesellschaft dauerhaft nach Progress strebt. Dass dadurch die Bedürfnisse vergrößert und die Wahrscheinlichkeit, dass diese alle vollständig befriedigt werden, verringert wird, ist eine unumstrittene Tatsache. Daraus folgt, dass bei einer Einschränkung oder Verminderung der Bedürfnisse, die ja für einen Ausgleich zwischen Bedürfnissen, deren Befriedigung und dem Fortbestand der Natur notwendig ist, gleichzeitig immer eine Einschränkung des Fortschrittes angestrebt wird. In der heutigen Gesellschaft ist solch eine Einschränkung undenkbar. Sie wäre nur durchsetzbar, wenn alle sich zusammenschließen würden, um das Ziel des Ausgleiches zu erreichen, was die Akzeptanz aller möglichen Nebenaspekte voraussetzen würde. Dies ist theoretisch zwar möglich, praktisch jedoch nicht umsetzbar. Daher muss das große Ziel, jener Ausgleich, in kleinen Schritten erreicht werden und, wenn jeder einzelne individuell auch nur zu einem kleinen Teil eines solchen kleinen Schrittes beiträgt, kann es auf einen langen Zeitraum gesehen, nachhaltig erreicht werden.

Über die Verantwortung der Natur gegenüber

 von

Linda Beyersdorff

 „Der Mensch hat außer der Fähigkeit, der Natur alles auf die rücksichtsloseste Weise abzutrotzen, auch noch die Fähigkeit, seine Verantwortung dabei zu überdenken.“

Hans Jonas

 

Jonas behauptet, wir hätten die Fähigkeit, der Natur alles auf rücksichtsloseste Weise abzutrotzen. Das ist ja wahrlich kein Ruhmesblatt für unsere Spezies, doch es scheint sich zu verifizieren. Schauen wir uns doch einmal in der Welt um: Kernkraftwerke, Fracking, Massentierhaltung, Roden ganzer Wälder, Überfischen der Meere…Wieviel mehr könnte ich noch aufzählen, doch bereits jetzt wird klar, dass wir Menschen die Natur aufs Übelste ausbeuten. Mit zunehmender Globalisierung entziehen wir der Erde immer weiter ihre Ressourcen, und es dürfte wohl allgemein bekannt sein, dass -ändern wir dieses Verhalten nicht- diese bald aufgebraucht sein werden.

Doch wie sieht es mit dem zweiten Aspekt Jonas‘, dem Überdenken der eigenen Verantwortung der Natur gegenüber, aus? Blicken wir uns abermals in der Welt um, wird nicht der Anschein erweckt, als sei dieser Punkt erfüllt. Dabei behaupten wir doch stets, der Mensch sei ein rationales Wesen; dem Denken an sich sollte also Nichts im Wege stehen. Dennoch nutzen wir diese Fähigkeit lediglich suboptimal. So haben wir zwar einerseits durch rationale Wissenschaft die Spaltung der Atome ermöglicht, haben jedoch auf der anderen Seite uns scheinbar keine Gedanken über ein Atommüll-Endlager gemacht. Das Überdenken der eigenen Verantwortung scheint zu kurz zu kommen –

 Doch halt! Erinnern wir zum Beispiel an die Anti-Atomkraft-Bewegung in den 70ern. Oder an das Göttinger Manifest der 18 Atomwissenschaftler von 1957. Was diese Beispiele zeigen: Es gab bereits in frühen Jahren vehemente Gegner der Kernkraft. Doch scheinbar ließen sich zu viele Menschen von dem Hype um die ‚unendliche Energiegewinnung‘ begeistern; die Regierung sah es nicht für nötig an, einzulenken.

Ein momentan besonders aktuelles Thema ist auch die Massentierhaltung. So wählen immer mehr Menschen die vegetarische oder vegane Ernährung, angetrieben häufig von moralischen Gründen. So ist die Massentierhaltung für 21% der gesamten CO2- Emission, die auf menschliches Handeln zurückgeführt wird, verantwortlich. Das Erzeugen einer tierischen Kalorie benötigt etwa acht pflanzliche Kalorien; das heißt also, von dem Futter, das unseren „Nutztieren gegeben wird, könnten wir acht Mal so viele Menschen ernähren als vom letztendlichen ,,Produkt“. Und das, wo in der dritten Welt über zwanzigtausend Kinder täglich an Hunger (oder den Folgen desselben) sterben!

 Trotz all dieser erschreckenden Fakten stößt man immer wieder auf Menschen, die dieser Problematik gar ignorant aus dem Weg gehen; die Augen vor ihr verschließen. Menschen, die auf keinen Fall ihre Gewohnheiten ändern möchten. Warum existiert eine solch große Angst vor Veränderungen? Aus Angst vor möglichen negativen Folgen? Oder aus Angst vor von Mitmenschen stammende Kritik?

 Veränderungen der alltäglichen Routine sind wahrlich nicht immer einfach. Sicherheit ist ein biologisch verankertes Grundbedürfnis. Dabei weiß jeder, der schon einmal erfolgreich abgenommen, mit dem Rauchen aufgehört hat oder anderweitig seinen Lebensstil verändert hat, dass selbst solch immense Umstellungen zu bewältigen sind und nach anfänglichen Schwierigkeiten meist äußerst positive Resultate erbringen.  

 Der wichtigste Faktor für eine (auch gedankliche) Umstellung ist die Motivation. Diese kann auf ganz verschiedenen Faktoren beruhen, zum Beispiel das neu erlangte Wissen über großes Unrecht, durch Freunde oder auch durch den anstehenden Sommerurlaub.

Die eigene Verantwortung zu überdenken und somit zu dem unvermeidlichen Fazit zu gelangen, dass etwas verändert werden muss, stellt ebenfalls einen solchen Motivationsfaktor dar. Das eigentliche Problem scheint also doch im dem Überdenken selbst zu bestehen. Wie ist es möglich, dass so viele Menschen durch munteres Handeln bestrebt, nicht an die Folgen bzw. an ihre eigene Verantwortung bei dem gleichen denken?

 Greift man z.B. Im Supermarkt zu der Plastik- statt zu der Glasfasche, sind die Folgen des eigenen Handels nicht sofort einsehbar. Zwar weiß wohl jeder irgendwo, was es bedeutet, durch den Konsum immer mehr Erdressourcen zu verschleudern und auch, wie man nachhaltiger leben kann; doch bleiben direkte und unvermittelte Folgen, für den Konsumenten zunächst aus. Es ist also ein Leichtes, diese Folgen in den Hintergrund zu drängen. Zudem fehlt uns der nötige Respekt der Natur gegenüber; Demut zeigen wir schon lange nicht mehr. In dem Maße, in dem sich unsere Macht ihr gegenüber vergrößert hat, hat sich unser Respekt immer mehr verringert. Mittlerweile sehen wir uns selbst als deutlich überlegen an, so haben wir doch die Atome gespalten, und verstehen uns gar darauf, künstliches Leben zu erschaffen. Ist der Mensch gar überheblich geworden und schwingt sich -gottesgleich- herauf; größenwahnsinnig; leidend unter Realitätsverlust? Leidend unter Realitätsverlust.

Wir können fliegen, so haben wir doch die Fähigkeiten des Vogels gefälscht, können stundenlang unter Wasser bleiben, so haben wir die Fähigkeit des Fisches nachgeahmt, haben in Gewächshäusern künstliche Jahreszeiten erschaffen und forschen mittlerweile sogar auf dem Gebiet der Genmanipulation. Tut diese ganze Macht, dieses ganze Wissen, dieses immer weitere Fortschreiten der Wissenschaft uns eigentlich gut?

Im Prinzip sollte es das. So ist es doch die Aufgabe der Wissenschaft, die Mühseligkeit der menschlichen Existenz zu erleichtern. Im Prinzip. Doch gerade in der heutigen Zeit nötigt die Technik uns im Akkord immer neue Informationen von mehr oder minder großer Wichtigkeit auf. Wir erleben ständig irgendetwas, sind dauernd beschäftigt, können nahezu alles haben, was wir wollen -doch was fehlt, ist die Zeit. Zeit, all dieses Neue zu verarbeiten.

Nun ja, entfernen wie uns von dieser Thematik. Es läuft ja doch alles darauf hinaus, dass eben jeder Einzelne die Verantwortung gegenüber seiner Umwelt trägt. Warum aber ändert sich dann nichts? Um Al Gores Parabel des Frosches aufzugreifen, lässt sich sagen: Der Mensch ist wie ein Frosch. Setzt man diesen in normal temperiertes Wasser und bringt dieses langsam zu kochen, bleibt der Frosch drinsitzen und verbrüht. Nur, wenn man in unvermittelt von ’normalen‘ in kochendes Wasser setzt, merkt er die Gefahr und springt erschrocken heraus. Muss es also erst zu einem „Mega-GAU“ kommen, bevor der Mensch sein Verhalten ändert? Bei Fukushima war es so. Wie lange schon lief diese Diskussion über das Abschalten von Atomkraftwerken. Doch immer wurde dieser Antrag mit den Worten, dass dies unmöglich sei, abgelehnt. Peng, das Atomunglück von Fukushima. Und plötzlich war es kein Problem mehr, die Sicherheitsmaßnahmen im Umgang mit Kernkraftwerken zu verschärfen. Doch was macht der Mensch, wenn der Schock erst zu spät kommt?  

Peng. Pech. Tod.

Wollen wir es wirklich so weit kommen lassen?

Denken Sie doch mal bei Ihrem nächsten Einkauf darüber nach, ob Sie die Eier aus Käfig- oder Freilandhaltung nehmen. Ob Sie die Plastiktüte wirklich benötigen. Oder, um es in Jonas‘ Worten zu sagen: Nutzen Sie die Fähigkeit, ihre Verantwortung der Natur gegenüber zu überdenken.

Über die moralische Dimension unserer Ernährung

Ein Essay

von

Fee Grupe (Q1)

In diesem Essay werde ich der Frage nachgehen, in wie weit die eigene Ernährung die Umwelt gefährdet und welche Art von Nahrungskonsum die nachhaltigste ist. Ich denke, diese Fragen sind insofern interessant, da sie uns direkt betreffen und wir uns bewusst machen sollten, was wir mit unserem eigenen Lebensstil bewirken.

Zu Beginn möchte ich auf ein paar Kategorien von Ernährungstypen eingehen, da der Mensch wie schon bekannt am liebsten in Schubladen denkt, worauf ich später auch noch zurückkommen werde. Was ein Fleisch- oder auch Allesfresser ist, erklärt sich selbst. Jedoch muss man in zwei Kategorien unterscheiden: Den reflektierten und den kritiklosen Fleischesser. Ersterer könnte zum Beispiel darauf achten, dass Lebensmittel aus der Region kommen und Massentierhaltung ablehnen, während es dem Kritiklosen schlicht egal ist. Dann gibt es Pescetarier, die zwar kein Fleisch jedoch Fisch essen, als bestünde ein großer Unterschied zwischen diesen Tieren. Was ein Vegetarier ist, sollte den meisten Menschen bekannt sein. Wenn man nur nach der Übersetzung ginge, wäre es ein Pflanzen- oder Gemüseesser, jedoch wird unter einem Vegetarier allgemein jemand verstanden, der keine toten Tiere zu sich nimmt. Auch was vegan bedeutet, wissen immer mehr Leute, dadurch dass es in manchen Kreisen inzwischen zum Trend geworden ist. Vegan zu leben bedeutet, gänzlich auf tierische Produkte zu verzichten. Dazu gehören neben Fleisch und Fisch auch Milchprodukte, Eier und Honig. Hinzukommend lehnen die meisten Veganer auch tierische Inhaltsstoffe zum Beispiel in Kosmetik und Kleidung ab.

Ich denke, die Gründe für vegetarische und pescetarische Ernährung können viele Menschen nachvollziehen. Auch ohne dass man sich intensiv mit dem Thema befasst hat, ist es einleuchtend, dass für weltweiten Fleischkonsum Unmengen an Tieren gezüchtet und gemästet werden müssen, unter meist grausamen Lebensbedingungen verbringen sie ihr gesamtes Leben in Gefangenschaft, um schließlich getötet zu werden. Als Vegetarier ist man nicht für diese grausame Form von Misshandlung und Ermordung verantwortlich. Jedoch tötet und quält man durch den Konsum von Eiern und Milchprodukten weiterhin und deshalb entscheiden sich immer mehr Menschen für eine vegane Lebensweise. Wer einmal eine Legebatterie gesehen hat, kann sich die Qualen der Hühner vorstellen und  genau so wenig wie Menschen geben Kühe grundlos Milch. Es ist Milch, die für Kälber bestimmt ist, von denen die Kühe nach der Geburt getrennt werden. Und während ihr Kalb geschlachtet wird, muss die Kuh ihre Milch an eine mechanische Melkmaschine abgeben, an die sie fast den ganzen Tag lang angeschlossen ist. Niemand kann behaupten, sie hätte ein schönes Leben und die fröhliche Kuh aus der Werbung sei Realität. Gewissenslos betreiben wir Versuche mit Tieren, tragen ihre Haut als Leder oder Pelz und halten sie in Zoos gefangen. Immer wieder sollte man sich vor Augen führen, dass diese Tiere auch Gefühle haben. All das gehört für mich auch zur Umweltethik, weil es zeigt, wie grausam und unverantwortlich wir mit unserer Umwelt umgehen.

Doch es ist nicht nur ein momentanes Problem für die einzelnen Tiere, sondern hat auch langfristige Auswirkungen auf die Umwelt. Erst einmal verbraucht ein Tier viel Wasser und vor allem die großen Zuchtbetriebe tragen maßgeblich zur Verschmutzung des Grundwassers bei. Um all die Rinder und Schweine zu mästen, müssen riesige Flächen Regenwald gerodet werden, um dem Anbau von genmanipuliertem Soja und Mais Platz zu machen. Nicht nur die Artenvielfalt leidet darunter, sondern auch Bauern zum Beispiel in Südamerika, denen nichts anderes übrig bleibt, als jedes Jahr neue genmanipulierte Sojasamen zu kaufen und anzupflanzen. Alleine für die deutschen Mastschweine wurden im Jahr 2011 etwa 2.75 Millionen Tonnen Sojaschrot benötigt, was wiederum einer Anbaufläche von 1,5 Millionen Hektar entspricht (Quelle: Regenwaldreport 4/12). Doch auch Milchkühe, die nicht zum Schlachten gezüchtet wurden, fressen Soja. In jedem Liter Milch sind laut Regenwaldreport etwa 50 Gramm Sojaschrot enthalten. Natürlich essen auch viele Vegetarier und Veganer Tofu, was aus Soja hergestellt wird, doch mehr als 80%  werden zur Fütterung von Masttieren verwendet (Quelle: Worldwatch Institute 2006).

Wie Patrick Bolk in seinem Buch „Ab heute Vegan“ erklärt, ist der weltweite Fleischkonsum der größte Verursacher von Treibhausgasemissionen. Er ist also noch gigantischer als der gesamte Verkehr, der mit Kraftstoffen betrieben wird. Während ein Kilogramm Rindfleisch genau so viel CO2-Emission verursacht als ob man 1.600 Kilometer mit dem Auto führe, ist ein Kilogramm Tofu im Vergleich mit einer Autofahrt von nur 19 Kilometern gleichzusetzen.

Unter diesen Aspekten wirkt Veganismus wie die positivste Lebensform der oben aufgeführten. Auch denke ich, dass es vielen nur um die Tiere geht oder auch um die eigene Gesundheit und nicht generell um die Umwelt, wenn sie sich dazu entscheiden, ein veganes Leben zu führen. Natürlich kann man auch wenn man aus Eigennutz oder aus unzureichenden Beweggründen handelt, etwas Positives bewirken. Jedoch achten solche Menschen meistens nicht darauf, aus welchem Land ihre Lebensmittel kommen oder wie sie hergestellt wurden. Natürlich ist das einfacher und man hat eine größere Auswahl an Nahrungsmitteln. Vor allem in bestimmten Jahreszeiten muss man wahrscheinlich auf Lebensmittel von der Südhalbkugel oder auf eingeschweißte Fertigprodukte zurückgreifen, wenn man sich weiterhin vegan ernähren möchte. Immer wieder muss man abwägen, was die bessere, moralischere Variante ist. Doch ich habe schon oft gehört, dass Menschen sagen: „Als Veganer/Vegetarier muss ich schon auf so viel verzichten, da kann ich mich nicht noch mehr einschränken.“

Das Problem ist die Konsequenz, die viele Menschen für sehr wichtig halten. Meiner Meinung nach reicht es nicht, einfach nur vegan zu leben. Genau so wichtig finde ich es, darauf zu achten, nicht zu viele Produkte aus anderen Teilen der Welt zu sich zu nehmen. Denn ist es wirklich besser, täglich Schokolade zu essen als wöchentlich ein Hühnerei aus der Freilandhaltung in der Nähe? Auch sollte man gucken, wie Produkte verpackt worden sind und ob Gentechnik im Spiel war. Problematischer Weise sehen viele Menschen Konsequenz als Stärke an und leben nach dem Motte: „Entweder ganz oder gar nicht.“ Ich jedoch vertrete die Ansicht, dass gerade Flexibilität im Umgang mit Konsum wichtig ist. Und zwar nicht so, dass man den einfachsten Weg geht, sondern immer den Weg, den man moralisch am ehesten verantworten kann. Wenn das bedeutet, dass man sich nicht vollkommen, aber überwiegend vegan ernährt und darauf achtet, keine Fertigprodukte zu sich zu nehmen, ist das schon positiv. Und wenn man dann anfängt, größtenteils Bio-Produkte zu kaufen und darauf zu achten, dass diese keinen Weg von mehr als tausend Kilometern hinter sich haben, ist das noch besser. Jeder Mensch muss seinen eigenen Weg zwischen Konsum, Genuss und Moral finden. Mir ist durchaus bewusst, dass Begriffe wie Mäßigung und Verzicht unpopulär geworden sind und für viele mit negativen Assoziationen verbunden sind, dennoch spielen sie eine zentrale Rolle bei der individuellen Umweltethik und stehen im Kontrast zum maßlosen, billigen Konsum, der viel zu sehr in den Mittelpunkt unserer Gesellschaft gerückt ist. Wie ungesund er nicht nur für die Umwelt, sondern auch für uns selbst ist, sieht man daran, dass hier immer mehr Menschen an den Folgen von Fettleibigkeit sterben, während woanders Leute verhungern. Das beweist auch, wie sehr alles miteinander verknüpft ist: Umweltschutz, Tierschutz, Armutsbekämpfung und die eigene Gesundheit. Vielleicht würde es uns besser gehen, wenn der Mensch diese Zusammenhänge durchschauen und verinnerlichen könnte.

Ich denke, es wäre alleine schon ein Fortschritt, wenn die Masse sich von der Kritiklosigkeit lösen würde und reflektieren, wie sie handelt und, um es auf mein Thema zu beziehen, was sie zu sich nimmt. Das bedeutet nicht, dass man sich einer Kategorie wie der des Pescetariers oder der des Vegetariers oder Veganers unterordnen muss. Menschen lieben Kategorien, um andere einfacher einschätzen zu können und manchmal lieben sie es auch, sich selbst in Kategorien zu stecken, um einfacher beschreiben zu können, was sie sind oder wie sie leben. Aber das Gute ist, dass man das nicht ständig erklären muss oder sich für eine Änderung in seinem Lebensstil rechtfertigen müsste, denn wie ich schon erwähnt habe, ist das ist eine Sache, die nur einen selbst etwas angeht. Natürlich kann man andere über bestimmte Sachverhalte aufklären oder ihnen seine Beweggründe darlegen, doch letztendlich ist die Ernährung Privatsache und eine Entscheidung, die man alleine fällt. Nur dass man diese Entscheidung fällt und dass man über dieses Thema nachdenkt, ist wichtig. Und die Gewohnheiten ein bisschen zu ändern, ist immer besser als nichts zu tun.

Hans Jonas hat Recht: Wir müssen dem Grundrecht

auf Freiheit die Grundpflicht zur Verantwortung an die Seite stellen.

Helmut Schmidt

Bundeskanzler 1974-1982

Quelle: R. und R. Seidel: Hans Jonas, Mönchengladbach, 1997, S.65

Dokumente aus Jonas´ Schulzeit

Abiturklasse 1921

Hans Jonas links oben.

Der Abituraufsatz, den Hans Jonas 1921 verfasste und aus dem Oberbürgermeister Feldhege in seiner Begrüßungsrede zitierte, ist hier einsehbar:

Hier für Download klicken

Quelle:

Leo Baeck Institute

Center for Jewish History

15 West 16th Street

New York, N.Y. 10011

http://digifindingaids.cjh.org/?pID=3840328