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Einweihung des Denkmals „43 Leben“

Am 25.5.24 wurde das Denkmal „43 Leben – Gedenken an das Leid jüdischer Schüler unserer Schule während des Nationalsozialismus“ feierlich eingeweiht. Mit der Einweihungsfeier fand ein langer Entstehungsprozess ein Ende, der nur durch das Mitwirken vieler Menschen von Erfolg gekrönt wurde. Die Einweihung markiert einen neuen Abschnitt, denn das Denkmal soll von nun an als fester Bestandteil des Schullebens in die Schulgemeinschaft und die Stadt hineinwirken, um so Mahnung und Hoffnung begreifbar werden zu lassen.

Die Einweihungsfeier wurde melancholisch-mahnend durch Christoph Matthies Darbietung des Themas von „Schindlers Liste“ (John Williams) eröffnet.

Schulleiter Thomas Hollkott begrüßte daraufhin die Anwesenden, darunter Schulministerin Dorothee Feller, Oberbürgermeister Felix Heinrichs, die Vorsitzende der Europäischen Union für das progressive Judentum Frau Sonja Guenter, die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Frau Leah Floh und Dr. Günter Krings, MdB.

In seiner Rede zeigte Hollkott die Bedeutung des Denkmals „43 Leben“ auf. Die Erinnerung an das erlittene Leid von Schülern unserer Schule während des Nationalsozialismus führe zur Auseinandersetzung mit dem Schicksal dieser Menschen und diene so als moralischer Kompass, indem sie die schrecklichen Folgen gesellschaftlicher Ausgrenzung aufzeige. Mit dem Aufstellen des Denkmals sei die Pflicht wahrhaften Erinnerns verbunden, was durch die Integration des Denkmals in das Schulleben und den Unterricht geleistet werde und die Verantwortung der Schulgemeinschaft versinnbildliche. Anschließend zeichnete Hollkott den langen Entstehungsprozess nach, um den vielen daran Beteiligten sehr herzlich zu danken.

 

Daraufhin übernahm Michael Bergemann die Moderation und verband die Ankündigung unserer Schulministerin mit dem Verweis auf ihre klare Positionierung gegen demokratiefeindliche Kräfte in unsere Gesellschaft. Eine solch klare Haltung stärke den Lehrern in ihrem Erziehungsauftrag den Rücken, befand Bergemann. Außerdem zeigte er die Rolle von Wilhelm Giesing, dem ehemaligen Schulleiter des HUMA während des Nationalsozialismus, auf, der aufgrund seines Einsatzes gegen die Diskriminierung jüdischer Schüler 1938 abgesetzt wurde.

Frau Feller erläuterte in ihrer Rede, dass auf die lange Tradition jüdischer Kultur in Deutschland 2021 durch das Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ aufmerksam gemacht wurde und diese Kultur viele Aspekte umfasse, darunter natürlich auch Literatur, Musik und Philosophie. Die Facharbeit von Marie-Lina Hanke ermögliche nun den Zugang zu einem besonderen Teil dieser Geschichte und zeige, dass es sich bei den 43 Menschen, auf deren Schicksal mit dem Denkmal hingewiesen wird, um „Menschen wie du und ich“ handle. Das Denkmal sei ein Symbol für den Zusammenhalt zwischen Schulgemeinschaft und jüdischer Gemeinschaft und ein Plädoyer für eine offene, vielfältige Gesellschafft. Gerade diese sei aktuell besonders gefährdet, weshalb Frau Feller die Bemühungen des Landes in Form umfangreicher Initiativen vorstellte. Geschichte dürfe sich nicht wiederholen, mahnte die Ministerien und appellierte an die Anwesenden, sich jederzeit gegen Extremismus, Rassismus und Antisemitismus einzusetzen. „Nie wieder – das ist jetzt!“ stellte Feller fest. Ihre Rede beendete sie mit einem Dank an die Lehrkräfte.

Michelle Brehm sang nun das hebräische Volkslied „Hava Nagila“, dessen Titel übersetzt „Lasst uns glücklich sein!“ bedeutet und der Feier einen fröhlichen Moment verlieh, der das Publikum mitriss.

Michael Bergemann moderierte nun die Podiumsdiskussion mit den Schülerinnen und Schülern, die an der Entstehung des Denkmals maßgeblich mitgewirkte hatten: Marie Lina Hanke, die mit ihrer Facharbeit die Schicksale der 43 ehemaligen Schüler erforschte sowie Lea Kosjanski , Luk Fakhran, Felix Pütz und Thomas Globa, die mit Frau Bayram-Zeriouh im Rahmen der AG „Vielfalt und Toleranz“ mit dem Künstler Thomas Virnich das Denkmal entwickelten.

In der Diskussion hoben die Schüler den Austausch auf Augenhöhe mit dem Künstler hervor und stellten die zentralen Anliegen, die sie mit dem Denkmal verbinden dar: „43 Leben“ wirke der von den Nationalsozialisten intendierten Entindividualisierung entgegen, indem es auf die Schicksale der Betroffenen aufmerksam macht und dadurch zukünftige Schüler einlädt, sich selbst mit der Geschichte auseinanderzusetzen. Das Denkmal möchte Erinnerungskultur begreifbar machen und eine antifaschistische Grundhaltung fördern. „Schülerinnen und Schüler sollen aktiv werden, wenn sie Unrecht sehen“, mahnte Hanke an.

OB Heinrichs wandte sich zu Beginn seiner Rede an Frau Feller und erklärte, dass solange ein Schulsystem so engagierte Schüler, wie sie bei der Podiumsdiskussion zu beobachten waren, hervorbringe, es nicht so schlecht um dieses stehen könne. Anschließend dankte er Michelle für ihre Darbietung. Es sei beruhigend zu hören, dass junge Leute auch die richtigen Lieder singen könnten, stellte er mit Bezug auf aktuelle Ereignisse fest. Daraufhin ging er auf den ehemaligen HUMA Schüler und Philosophen Hans Jonas ein, der den Beitrag jüdischen Denkens exemplifiziere und als Philosoph der Nachhaltigkeit und Verantwortung relevanter denn je sei. Heinrichs zeigte die Klammer auf, die nun durch zwei Werke von Virnich gebildet werde: Den „Turmbau zu Babel“ im politischen Zentrum vor dem Rathaus und die „43 Leben“ im Zentrum für Bildung, Kultur und Erinnerung, dem HUMA. „Wir haben eine wehrhafte Jugend“, resümierte er stolz und bekundete seinen „Respekt für dieses tolle Kunstwerk“.

 

Sonja Guentner, die ehemalige Vorsitzende der Europäischen Union für das progressive Judentum, erklärte in ihrer Rede, dass sich das Erinnern an die Shoa verändere, da es kaum noch Zeitzeugen gebe, die von ihren Erfahrungen berichten könnten. Das Denkmal sei deshalb besonders bedeutsam und „ein absoluter Glücksfall“, weil es aus der Initiative junger Menschen hervorgegangen ist. Mit seinem festen Ort in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit diene es sowohl der Erinnerung als auch der Mahnung. Es ermögliche Kraft und Motivation zu schöpfen, um gegen bestimmte Kräfte des Zeitgeistes anzukämpfen, damit Geschichte sich nicht wiederhole. Guentner offenbarte, dass kein schulisches Projekt sie jemals so bewegt habe und sie alles tun werde, um es in der jüdischen Gemeinde zu verankern.

Ihren stimmungsvollen Ausklang fand die Veranstaltung durch die Darbietung von Nele und Hanne Slootmaekers. Sie spielten die „Sarabande d-moll“ von Arcangelo Corelli.

 

RP-Bericht vom 27.05.2024

Für die in den Reden angekündigte Integration des Denkmals in das Schulleben und die Verankerung im Bewusstsein der Schülerschaft wurde am ersten Schultag nach der Einweihung eine erste Grundlage geschaffen: Alle Jahrgangstufen besuchten mit ihren Lehrern das Denkmal. Michael Bergemann übernahm ganztägig die Aufgabe, allen Schülern die Hintergründe altersgerecht zu vermitteln und Fragen zu beantworten.