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Preisgekrönte Humanisten stellen ihre Arbeiten vor (Update: mit RP-Artikel)

(c) Stadt MG

Der traditionelle Präsentationsabend Geschichte am Huma war auch in diesem Jahr wieder ein voller Erfolg. Nachdem sich die Chance für eine Veranstaltung in Präsenz recht kurzfristig ergeben hatte, arbeiteten alle Beteiligten mit Hochdruck am Gelingen des abendfüllenden Programms. Unter den Augen von Oberbürgermeister Felix Heinrichs und Torwartlegende Wolfgang Kleff zeigten die Schülerinnen und Schüler des Huma eine beeindruckende Bandbreite an Themen, die sie in unterhaltsamer und abwechslungsreicher Form präsentierten. Erstmals nahmen auch Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 9 und EF am Wettbewerb teil und präsentierten stolz ihre Ergebnisse. Der podcast über das wichtige Thema „Sport als Mittel zur Integration“, der Vortrag zum Ende der ältesten Trabrennbahn Deutschlands in Mönchengladbach und der Filmtrailer über den Dokumentarfilm über die Spiele der Borussia gegen Ost-Vereine sorgten für große Begeisterung im Publikum. Aber auch die Schülerinnen und Schüler des Projektkurses wussten mit ihren Beiträgen zu begeistern, insbesondere da sie ja in ihren Reihen auch den einzigen Landessieg stellen mit einer Arbeit zum historischen Spiel zwischen Borussia Mönchengladbach und Makkabi Israel.

Als Historiker fiel es Oberbürgermeister Felix Heinrichs natürlich leicht, die richtigen Worte zu finden und den Schülerinnen und Schülern für ihre hervorragenden Leistungen Respekt zu zollen. „Die Latte für die nächsten Teilnehmerinnen und Teilnehmer liegt nun noch höher.“ stellte er fest und verband damit Motivation und Ansporn für zukünftige Schülergenerationen. Schulleiter Thomas Hollkott und Wettbewerbskoordinator Michael Bergemann bedankten sich bei den zahlreichen Unterstützern, Experten und Zeitzeugen. Unter anderen waren Karl Boland und Hans Schürings von der Mönchengladbacher Geschichtswerkstatt, Wolfgang Kleff, Elmar Kreuels und Markus Aretz von Borussia Mönchengladbach und Anne Wolf als Zeitzeugin von der Trabrennbahn zu Gast. Auch ehemalige Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Wettbewerbs hatten sichtlich Freude an ihrem Besuch an alter Wirkungsstätte. Gerade ihre Anwesenheit zeigt die Nachhaltigkeit unseres Engagements im Bereich Geschichte und macht deutlich, welch feste Tradition wir seit 2007 in immer höherem Maße etabliert haben. Nicht ohne Grund sind wir ebenfalls seit 2007 durchgehend erfolgreichste Schule der Stadt beim Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte um den Preis des Bundespräsidenten. Liebe Schülerinnen und Schüler: Wir sind sehr sehr stolz auf Euch und Eure tolle Leistung!
Hier nun die einzelnen Beiträge mit einer kurzen Synopse und weitere Eindrücken von der Veranstaltung:

1) Der Schulsport am Stiftischen Humanistischen Gymnasium – von der Weimarer Republik bis in die Nachkriegsjahre (Rukal Bakir, Lena Marie Klose, Lea Marie Steyer, Eileen vom Dorff – Q1 – Teilnahmeurkunde)

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In einer schlaglichtartigen Untersuchung beleuchtet diese Arbeit unterschiedliche Zeitabschnitte der Geschichte des Schulsports am Stiftischen Humanistischen Gymnasium Mönchengladbach. Zu diesem Zweck wurden Akten des Stadtarchivs ausgewertet und Zeitzeugen befragt. Von den Zeiten des Schulsports ohne Turnhalle, in der vielfach mit provisorischen Lösungen gearbeitet werden musste, über den politisch-ideologisch motivierten Luftfahrtsport während der NS-Zeit bis hin zum Schulsport nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Entwicklung einer näheren Betrachtung unterzogen.

2) Fast vergessen – jüdische Sportler in der NS-Zeit in Mönchengladbach (Yanis Bahcecioglu, Tobias Dohm, Michael Kosjanski, Tom Rüttgers – Q1 – Förderpreis des Landes NRW)

Entrechtung, Ausgrenzung und Verfolgung jüdischer Mitbürger während der NS-Zeit sind auch für Mönchengladbach gut erforscht. Welche Auswirkungen diese Vorgänge auf die sportliche Betätigung hatten, allerdings nicht. Die Arbeit versucht, diese Lücke zu schließen und kommt dabei zu der Erkenntnis, dass vor der Machtergreifung 1933 jüdische Sportler in die Sportvereine vor Ort voll integriert waren. Erst durch den zwangsweisen Ausschluss aus diesen Vereinen mussten jüdische Vereine, wie Schild, Makkabi oder der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten gegründet oder genutzt werden, um überhaupt noch Sport treiben zu können. Anhand von Einzelschicksalen jüdischer Sportler wird nachgewiesen, dass auch im Bereich des Sports die systematische Ausgrenzung und Verfolgung auf den Weg gebracht wurden.

3) Reise ins Ungewisse – Wenn aus Fußball Völkerverständigung wird: Borussia Mönchengladbach gegen Makkabi Israel (Maja Hurasky, Lisa Schulz, Uliana Tikunova – Q1 – Landespreis des Landes NRW und damit Teilnahme an der Endausscheidung für die Bundespreise und Einladung ins Haus der Geschichte nach Bonn zur Landespreisverleihung)

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Das historische Aufeinandertreffen von Borussia Mönchengladbach und der israelischen Nationalmannschaft am 25.02.1970 war das erste Spiel einer deutschen Mannschaft auf israelischem Boden. Diese Arbeit untersucht Quellen, Zeitungsberichte und Filmdokumentationen, um die Wirkung dieses besonderen Spiels auf die Zeitgenossen in Israel und in Deutschland in den Blick zu nehmen. Ein persönliches Interview mit dem damaligen Borussenspieler Herbert Laumen, der bei diesem Spiel auch auf dem Platz stand, rundet das Bild ab. Durch familiäre Kontakte nach Israel konnten die Teilnehmerinnen auch die Sicht von israelischen Bürgern auswerten. Die gewonnene Erkenntnis ist die, dass vor allem durch die Freundschaft von Emanuel Schaffer und Hennes Weisweiler das Spiel überhaupt zustande kommen konnte und dass der herausragende Fußball der Borussia für Begeisterungsstürme und Tränen sorgte. Die Arbeit zeichnet die Geschichte einer unvergesslichen Reise nach, die eine Annäherung zwischen Deutschland und Israel nach dem Zweiten Weltkrieg und den Schrecknissen des Holocaust überhaupt erst möglich zu machen schien.

4) Borussia Mönchengladbach und der Liverpool FC – Eine Geschichte der Freundschaft (Viktor Brehm, Ben Grollich – Q1 – keine Teilnahme am Wettbewerb)

Durch ein Zeitzeugeninterview mit dem Fanprojekt Mönchengladbach und Recherche im Archiv beleuchtet dieser Beitrag das besondere Verhältnis der Fangruppen von Mönchengladbach und Liverpool.

5) Kalter Krieg – Spiele der Borussia gegen Ost-Vereine (Moritz Müting, Florian Schimming – EF – Förderpreis des Landes NRW)

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In einem Dokumentarfilm verfolgen die Schüler ihre These, dass die politischen Bedingungen des Kalten Krieges Auswirkungen auf sportliche Begegnungen im deutsch-deutschen Kontext gehabt haben könnten. Am Beispiel der Spiele der Borussia gegen Rotation Leipzig und den 1. FC Magedeburg und durch Interviews mit dem damals beteiligten Torwart Wolfgang Kleff kommt der Film zu der Erkenntnis, dass ein Spiel zwischen BRD und DDR Vereinen im Rahmen des Kalten Krieges keine normale Begegnung war, sondern in einer Atmosphäre der Abschottung und gegenseitigen Beobachtung und Kontrolle stattfand.

6) Die älteste Trabrennbahn Deutschlands in Mönchengladbach (Fabian Arndt, Felix Pütz, Konstantin Schubert – 9b – Förderpreis des Landes NRW)

Von ihrer Entstehung Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ende in diesem Jahr betrachtet die Arbeit die Geschichte der Trabrennbahn Mönchengladbach. Mit Materialien aus dem Archiv und einer Zeitzeugin, die lange auf der Trabrennbahn gearbeitet hat, wird dargelegt, wie durch gesellschaftliche Veränderungen eine Institution bis hin zu ihrer endgültigen Schließung mehr und mehr in Vergessenheit geriet.

7) Die Geschichte des Kunstradsports im 20. Jahrhundert (Lena Sophie Mertens – Q1 – Teilnahmeurkunde)

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Ein weitgehend unbekannter Sport, der aber bereits seit 1901 im RV Adler in Mönchengladbach betrieben wird, steht im Zentrum dieser Arbeit. Von den Anfängen zu Beginn des 20. Jahrhunderts und den schwierigen Bedingungen damals bis in die heutige Zeit werden Wettkämpfe, Material und Regelwerk vorgestellt.

8) Sport als Mittel zur Integration – ein podcast: Rückblick – Überblick – Ausblick (Sofia Aslanidou – Sarah Feicks – Lea Kosjanski – 9b – Förderpreis des Landes NRW)

Welchen Beitrag kann der Sport leisten, um Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in unsere Gesellschaft zu integrieren? Dieser Frage gehen die drei Schülerinnen in ihrem eigens für den Wettbewerb produzierten podcast nach. Durch Interviews mit einem Migrationsforscher (Dr. Mark Terkessidis), einem Politiker (Frank Boss), einem Fußballprofi (Oliver Neuville) und einem Zeitzeugen (Manuel Silva) konnten sie einige interessante Antworten auf ihre Frage finden. Der multiperspektivische Blick sorgt für eine differenzierte Betrachtung, bei der deutlich wird, dass Sport eine wichtige Rolle im Integrationsprozess spielen kann, gleichzeitig aber auch der Integrationsbegriff selbst auf den Prüfstand gehört. Auch die Schwierigkeiten eingewanderter Sportler in den Vereinen Fuß zu fassen, werden deutlich. Einen Link zum podcast finden Sie hier:

https://padlet.com/gallis/r66hbm20y8smzu4

Wer nicht beim Präsentationsabend dabei sein konnte, hat in Kürze Gelegenheit auf unserem Youtube-Kanal das ganze Programm anzuschauen. Es sind jeweils Marker gesetzt, so dass auch einzelne Beiträge betrachtet werden können. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Lars Jansen, der die Filmaufnahmen gemacht, geschnitten und aufbereitet hat.

(c) Stadt MG

 

Update 22.06: Der Bericht der RP

Hier ein Bericht über den Projektkurs aus Schülerperspektive:

Alle zwei Jahre findet der Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten statt. Nach den großen Erfolgen der Teilnehmer unserer Schule im Schuljahr 2018/2019 wollen auch wir uns dieser besonderen Herausforderung stellen und nehmen am Projektkurs Geschichte teil. Am 1. September ist es dann endlich soweit, das offizielle Thema wird bekannt gegeben:

„Sport macht Geschichte“

Wir organisieren uns in Gruppen und formulieren unsere individuellen Themen. Die Bandbreite reicht von Schulsport, über Kunstradfahren bis zu Themen, wie jüdische Sportler in unserer Heimatstadt Mönchengladbach. Wir gehen mit Euphorie an die Arbeit. Die nächsten Wochen und Monate sind geprägt von Recherche im Stadtarchiv und Internet, Meetings, Telefonkonferenzen und der Suche nach Interviewpartnern – und das unter Corona Bedingungen. Im Laufe unserer Arbeit haben wir viele Höhen und Tiefen erlebt, aber unser gemeinsames Ziel nie aus den Augen verloren oder wie unser Lehrer Herr Bergemann sagen würde: „Der Projektkurs hat uns nie reich, aber stets sexy gemacht.“.

Der Kreativität sind nahezu keine Grenzen gesetzt, die Beiträge der verschiedenen Gruppen fallen sehr unterschiedlich aus, manche entscheiden sich für einen Film oder Podcast oder doch für die klassische Variante einer Facharbeit. Als der Abgabetermin am 28.2. erreicht ist, ist die Erleichterung bei allen Teilnehmern spürbar, der Druck fällt ab. Jetzt ist nur noch warten auf das Ergebnis angesagt und der Präsentationsabend vorzubereiten.

Einen Beitrag zum Geschichtswettbewerb zu verfassen war für alle Teilnehmer eine aufregende Erfahrung, die uns eine Menge Spaß bereitet hat. Schon alleine aus diesem Grund könnte man es als Erfolg werten, jedoch ist es auch so, dass mehrere Gruppen einen Förderpreis und eine sogar einen Landespreis gewonnen haben.

All dies wäre ohne das Engagement von Herrn Bergemann, Frau Gerhards vom Stadtarchiv und unzähligen Zeitzeugen und Interviewpartnern nicht möglich gewesen. Vielen Dank für die Unterstützung!

Tom Rüttgers (Q1)